Kunstrasen als Rasenersatz

Viele deutsche Gärten ächzten unter der Trockenheit der vergangenen Monate. Oftmals sehen Gärten aus wie Stoppelfelder in der Wüste. Dies passt nicht zum Schönheitsideal des perfekten Rasen. Die Folge: Der Absatz von Kunstrasen explodiert. Doch er hat viele Nachteile!

Während Verkäufer solcher Plastikrollrasen mit Argumenten wie „Es wird immer trockener“ beziehungsweise „die Menschen sollen Wasserressourcen schonen“ werben, ist in der Praxis ein solcher Rasen für die Artenvielfalt nutzlos. Marc Marx vom Umweltbundesamt etwa sagt: „Es wird dort keine Insekten geben, keine Wildbienen, keine Nahrung für Vögel. Unsere Fauna profitiert davon gar nicht“.

Ein anderer Hersteller bestätigt den Trend: Der Kunstrasen muss flauschig sein, darf maximal 50 mm hoch sein. Seit Corona habe der Trend an Fahrt aufgenommen.

Auch Bequemlichkeit sei ein großer Faktor. Kunstrasen müsse nicht gemäht werden, bleibt natürlich grün und sieht mittlerweile täuschend echt aus.

“Wer eine trockenheitsverträgliche Alternative zum Rasen sucht, kann einen Kräuterrasen oder eine Wiese anlegen. Beide kommen mit Trockenheit viel besser zurecht als ein herkömmlicher Zierrasen, benötigen weder Bewässerung noch Dünger und wenig Pflege und bieten zudem vielen Tierarten Lebensraum“

Melanie Konrad, NABU

Die Fachwelt sieht dies natürlich anders und vergleicht die Kunstrasenvorgärten mit Schottergärten. Marx vom Umweltbundesamt: „Es ist natürlich keine umweltgerechte Gartengestaltung. Vermutlich heizen sich die Flächen wie bei Schottergärten stark auf.“ Es fehle an Staubbindung, der kühlende Verdunstungseffekt entfalle vollständig und die Luft werde auch nicht gereinigt. Laut einer Studie der University of Tennessee erhitzt sich Kunstrasen schneller als Beton oder Asphalt – es entsteht ein besonders heißer Bereich. Mit der Verlegung verschlechtern Sie also nicht nur die eigene Luftqualität, sondern sie erhitzen ihren Garten in besonderem Maße.

Dabei sei der Kunstrasen nur das, was oberflächlich zu sehen ist. Darunter werde der Boden verdichtet, Kiesdrainagen angelegt, gefolgt von Vlies oder Folie. Sämtliches Bodenleben darunter degeniert und der Boden samt Leben wird langfristig zerstört.

Ebenfalls möglich ist das Freisetzen von Mikroplastik, welches durch Abrieb aufgewirbelt und eingeatmet werden kann. Hier sind insbesondere kleine Kinder betroffen, die nah am Boden unterwegs sind. Und: Die Entsorgung von solchem Plastikrasen stellt eine Umweltbelastung dar und muss als Sondermüll entsorgt werden.

Einige Verwaltungsbezirke haben mittlerweile reagiert und gehen gegen das Verlegen von Kunstrasen vor. Teilweise wird das Anlegen solcher Flächen per Satzung verboten, hier ist Würzburg, Bayreuth, Coburg oder Kaiserslautern zu nennen. 

„Wer eine trockenheitsverträgliche Alternative zum Rasen sucht, kann einen Kräuterrasen oder eine Wiese anlegen. Beide kommen mit Trockenheit viel besser zurecht als ein herkömmlicher Zierrasen, benötigen weder Bewässerung noch Dünger und wenig Pflege und bieten zudem vielen Tierarten Lebensraum“, empfiehlt Melanie Konrad vom NABU.

  • Kunstrasen auf Balkon: Gartenzentrale24

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